Ein dreifach Hoch auf Herrn Scheuerpflug, der es schaffte, den großen Pavarotti nach Aschaffenburg zu holen! Ist dieses Ereignis noch zu toppen? Nun ja, nächstes Jahr könnte man es ja mit den 3 Tenören versuchen. Den Weg nach Aschaffenburg kennen sie nun ja schon alle! Die Euphorie im Vorfeld war groß, Pavarotti der größte lebende Tenor kommt zur Deutschen Bank Classic Night nach Aschaffenburg. Würde er dem an ihn gestellten Anspruch gerecht? Das Umfeld jedenfalls ließ jegliches Niveau vermissen. Alle sprechen nur vom Wetter, dass bis auf einen kurzen Schauer vor der Pause zwar kühl und bedeckt, aber immerhin einigermaßen trocken blieb. Es gab auch einen Stand mit billigen Piccolos, es gab Würstchenstände aber erwartet man das bei einer Classic Night. Wo war die Aschaffenburger First Class Gastronomie? Diese blieb wohl den geladenen Gästen der Deutschen Bank in Ihrem VIP-Container vorbehalten. Dem Volksfestplatz blieb sein Volksfest-Charakter! Die Organisation wurde von den Menschenmassen überrollt, unverständlich, da man in Aschaffenburg nun doch wirklich genug Erfahrung mit solchen Events gesammelt hat! Bitte liebe Veranstalter, könnt Ihr das nächste Mal zwischen Classic und Pop unterscheiden? Für Eintrittspreise ab DM 200,-- sollte auch das Ambiente stimmen! Oder meint man in Aschaffenburg, es könne unmöglich 18.000 Besucher mit Niveau geben?
Jedenfalls eröffnete pünktlich um 20.00 Uhr das Budapester Concert Orchestra unter der Leitung von Maestro Leone Magiera mit der Ouvertüre aus "Der Hochzeit des Figaro" von Mozart die Veranstaltung, etwas zu leise, aber das änderte sich bald. Dann sang der "König des hohen C". Die ersten Stücke brachte er etwas verhalten, da lag nicht die ganze Kraft in der Stimme. Die ihm zur Seite stehende Sopranistin Camela Remigio dagegen brillierte von Anfang an und beim ersten Duett, dem "O soave fanciulla" aus LA BOHÉME, fand dann offensichtlich auch der Meister Gefallen an der Veranstaltung und verwöhnte das Publikum mit seinem strahlenden Lächeln und seinem Können. Dieses wiederum war nicht so großzügig mit seiner Gunst. Nach der Pause strömten die Massen, speziell die Deutsche Bank VIPs, noch bis zum Ende des ersten Stückes zu Ihren Stühlen. Der Presse hatte man eingebläut: bewegt Euch bloß nicht, wenn Pavarotti singt, dann kann der sich nicht konzentrieren! Aschaffenburger, wo bleibt Euer Benehmen? Oder hatten die Organisatoren die Pause zu kurz bemessen? Jedenfalls: eher Volksfestniveau! Und auch der Beifall blieb verhalten. Selbstverständlich gab es trotzdem Zugaben. Pavarotti schmetterte sein "O sole mio" über den "Schlossfestplatz", das Publikum klatschte. Vergleicht man damit die stehenden Ovationen des letzten Jahres bei Domingo, so fragt man sich: hielten die Aschaffenburger den großen Pavarotti für weniger gut? Ein entspannter Abend, aber leider ist trotz der Bemühungen der Beteiligten einschließlich dem Wettergott an diesem Abend der Funken zwischen Interpreten und Zuhörern nicht übergesprungen. Lag es am Niveau?
Uschi Jung